Die antroposophische Medizin

«Nicht um eine Opposition gegen die mit den anerkannten wissenschaftlichen Methoden der Gegenwart arbeitende Medizin handelt es sich. Diese wird von uns in ihren Prinzipien voll anerkannt. Allein wir fügen der noch weitere Erkenntnisse hinzu, die durch andere Methoden gefunden werden, und sehen uns daher gezwungen, aus dieser erweiterten Welt- und Menschenerkenntnis auch für eine Erweiterung der ärztlichen Kunst zu arbeiten.»

Dr. Ita Wegman (1876-1943)



Die anthroposophische Medizin ist eine aus der Anthroposophie Rudolf Steiners (1861-1925)  zu Beginn des 20. Jahrhunderts hervorgegangene komplementärmedizinische Richtung. Sie geht auf die von ihm in Dornach gehaltenen Ärztekurse von 1920-1924 zurück. Dabei wird die naturwissenschaftlich orientierte (Schul-)Medizin nicht einfach übergangen, sondern vielmehr durch geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte erweitert. Verschiedene Strömungen der Medizingeschichte tauchen in der Anthroposophie wieder auf, so Ansätze aus der paracelsischen Schule, wie auch das Potenzieren der Homöopathen. Schon während seiner Vortragstätigkeit entstand der Wunsch nach Heilmitteln, welche auf anthroposophischen Erkenntnissen basieren. Es war Rudolf Steiner selbst, der als Firmenbezeichnung den Namen Weleda vorschlug, in Anlehnung an die alt-germanische Individualität, welche nicht nur in der Heilkunde, sondern auch in vielen anderen Dingen wisssend war.

Nach anthroposophischer Denkweise besteht der Mensch aus vier Seinsbereichen: Geistleib (Ich-Organisation), Astralleib (Empfindungsleib,
be-seelt), Ätherleib (Lebensleib, be-lebt) und Physischer Leib (un-belebt). Ist die Harmonie zwischen diesen Seinsbereichen gestört, wird der Mensch krank.

Anthroposophische Heilmittel bestehen aus mineralischen, pflanzlichen oder tierischen Substanzen und werden oftmals in homöopathischer Form (D-Potenzen) verabreicht. Besondere Herstellungsmethoden, etwa das Rh-Verfahren, bei dem Haltbarkeit durch rhythmische Bewegungen erzielt wird, wurden von Weleda entwickelt. Nebst Arzneimitteln stellt Weleda auch Diätetika und Körperpflegemittel her. Der Auswahl der Grundstoffe wird grösste Beachtung geschenkt. So werden beispielsweise nur Heilpflanzen aus biologisch-dynamischem Anbau verwendet.

Eine besondere Bedeutung hat die von der holländischen Ärztin Ita Wegman (1876-1943) entwickelte Misteltherapie bei Krebserkrankungen. Die anthroposophische Frauenärztin stellte 1917 auf Anregung Steiners in ihrer ersten eigenen Praxis ein Arzneimittel gegen Krebs aus der Mistel her. Es findet heute in verschiedenen Varianten grosse Verbreitung unter dem Namen Iscador.

Links:

www.vaoas.ch
www.weleda.ch

www.wala.ch

Bild: Gipsnachbildung (1871) der Original Marmorstatue der Göttin Velléda, Musée du Louvre, Paris. Quelle: W.F. Daems, Die historische Weleda.