Die Gemmotherapie
«Wenn ich wüsste, wie sich ein Blatt aus der Knospe entwickelte, ich wüsste alles und schwiege stille.»
Joseph von Eichendorff (1788-1857)
Die Gemmotherapie ist eine Methode, bei der Heilmittel aus besonders teilungsaktiven, frischen Pflanzenteilen, wie Knospen, jungen Trieben und Wurzelspitzen eingesetzt werden. Der belgische Arzt Dr. Pol Henry (1918-1988) untersuchte als erster den therapeutischen Nutzen von besonders teilungsaktiven, frischen Pflanzenteilen wie Knospen, jungen Trieben und Wurzelspitzen. Daraus entwickelte sich eine eigene zur Pflanzenheilkunde gehörende Therapieform, die Gemmotherapie (griechisch gemmo: Knospe). Grundlage zur Arzneimittelherstellung bildet das französische Arzneibuch des Jahres 1956. Dementsprechend konnte sich diese Therapieform vorerst vor allem in Frankreich etablieren. Die zerkleinerten, frischen Pflanzenteile werden mit einem Gemisch von Glycerin und Alkohol während mindestens drei Wochen mazeriert und danach abfiltriert. Die entstehende Lösung wird auf D1 (erste Dezimalpotenz) verdünnt. Gemmotherapeutika werden, ähnlich den spagyrischen Heilmitteln, in den Mund gesprüht, so dass die Wirkstoffe über die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Gemmotherapeutika werden als Einzelmittel angewendet. Sie wirken hauptsächlich auf zwei Ebenen: Zum einen werden spezifische Teile des Immunsystems stimuliert, zum anderen werden Ungleichgewichte bestimmter Bluteiweisse ausgeglichen. Die Anwendungsgebiete der Gemmotherapie sind sehr vielseitig. Sie eignen sich insbesondere auch in der Kinderheilkunde. Das wohl bekannteste Mittel in der Gemmotherapie ist das Ribes nigrum (Schwarze Johannisbere), welches als «pflanzliches Cortison» gilt.